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Wanderfahrt Schottland
    (6.-20.5.2006)

      (aufgeschrieben und fotografiert von Siggi)



Ruderer müssen schon etwas
verrückt sein …

Denn wer opfert schon einen Großteils seines Jahresurlaubs, um diesen für die Bequemlichkeit an einem Sonnenstrand gegen ein ruderndes Arbeitslager und dann noch im Frühjahr in Schottland einzutauschen. Auch wenn laut Wetterstatistik für diesen entlegenen Teil Europas der Mai den wenigsten Regen verspricht, so wird doch schottisches Wetter garantiert. Michael Gattschau hatte als vielreisender Schottland - Fan bereits im letzten Herbst mit einem ausgearbeiteten Programm eine Mannschaft für sein Unternehmen auserkoren. Zu seinen Planungen gehörten im September 2005 auch die verschiedenen in Frage kommenden Gewässer abzufahren und mögliche Einsatzstellen ausfindig zu machen. Folgende Neuwasser waren in der Fahrtenplanung vorgesehen: Loch Lomond, Caledonian Canal mit Loch Lochy, Loch Oich, Loch Ness sowie Loch Awe. Wer von den Auserwählten noch die Erinnerungen an den Englischunterricht wachrütteln konnte und dann einen Blick auf den Atlas warf, der musste eigentlich neugierig genug geworden sein. Diese vom Fahrtenleiter vorbereitete Expedition nahmen dann folgende Ruderkameraden in Angriff:

BRC Ägir:

1. Peter Schulz
2. Guido „Benz“ Balthasar
3. Michael „Kalau“ Gattschau, Fahrtenleiter
4. Andreas „Rambo“ Rambusch, Kraftfahrer
5. Ralf Scheder
6. Manuela Beier
7. Heinz Hannig
Friedrichshagener RV:

8. Thomas Wigankow
9. Annette Wigankow
10. Hansi Schmidt
11. Roman Kuhnert
12. Dirk Tietze
13. Kerstin Schultze
14. Renate Breitfelder
Richtershorner RV:

15. Ilka Skole
16. Siegfried Mantei
17. Gabriela Brahm
18. Sven Brahm

Zwei Fahrtenbesprechungen - oder neudeutsch Teamsitzungen - sollten für die Abstimmung genügen. In einer Fahrtenbesprechung wurde von den Damen vehement über Anzahl und Farbe der Topflappen gerungen, während die Herren sich im Wesentlichen über Biersorten und Menge verständigten. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, die Kombüse sowie das Getränkelager voll zu füllen. Auch wenn die dortigen Preise nicht extrem hoch sind so, reißen diese doch ein empfindliches Loch in der Fahrtenkasse. Die letzten freien wichtigen Funktionen wie Einkäufer, Kassenwart, Schriftführer wurden in dieser Sitzung auch noch vergeben.
Anhand des ausführlichen Programms mit den vorgesehenen Etappenorten hatte es der Autor sehr einfach sich daran entlang zu hangeln. Doch die Erlebnisse sollen ja auch einem breiteren Kreis vermittelt werden.
Und deshalb nun im Einzelnen:

Wie vorgesehen erfolgte am Freitag vor der Abfahrt die Verladung der Boote und Zubehör. Der von Gabi und Sven eingekaufte reichliche Proviant musste gut verteilt in Bootshänger und Bussen seinen Platz finden.
Unser VL hatte für die Autofahrt bis zum Fährterminal in Ijmuiden nahe Amsterdam ausreichend Zeit eingeplant. Demzufolge verschob sich die Abfahrtszeit bis in die frühsten Morgenstunden nach vorn. Um die Pünktlichkeit der Korona zu gewährleisten war Übernachtung beim BRC Ägir angesetzt. Pünktlich um 3:30 Uhr setzte sich der Fahrzeugkonvoi in Bewegung.
Den Fährterminal in Ijmuiden erreichten wir nachmittags gegen 15:30 Uhr. Diesel wurde an der letzten Tankstelle auf dem Festland nachgefasst, denn die Spritpreise auf der Insel sind wahrlich nicht gerade schottisch knapp.
Abendbrot und Frühstück hatten wir auf der Fähre – hier „King of Scandinavia“ – bestellt. Obwohl Kalau uns alle auf das sehr reichhaltige Büfett hinwies, waren wir doch von der Vielfalt und Menge überrascht. Im wahrsten Sinne „all-you-can-eat“ – mehr ging beim besten Willen nicht.

Newcastle empfing uns nach ca. 16 Stunden Fahrtzeit auf ruhiger See am Sonntag früh mit Nieselregen und kühlen 15°C. Vor uns lagen etwa 320 km Autofahrt bis zum ersten Etappenort Rowardennan Lodge. Die letzten 11 Kilometer von Balmaha aus sind auf einer sehr hügeligen einspurigen Straße mit Ausweichstellen zu absolvieren.
In Balmaha selbst war noch eine sehr kritische Situation zu bewältigen. Beim Verlassen der zweispurigen Straße geht es in einer für lange Gespanne sehr engen Rechtskurve mit einer 15%igen Steigung aufwärts. Zugfahrzeug einschließlich schwer beladenem Bootshänger drohten auf dem feuchten schmierigen Straßenbelag hang abwärts zu rutschen. Mit Schieben und Beschweren der Busvorderachse wurde die gefährliche Situation bewältigt. Besonders die Herren Ruderkameraden waren anschließend sehr erleichtert. Wir besannen uns für die Weiterfahrt der mitgeführten Sprechfunkgeräte.


JH Rowardennan lodge
Das Führungsfahrzeug konnte nun die Passierung der Engstellen und auch entgegenkommende Fahrzeuge vermelden. Die Jugendherberge Rowardennan Lodge haben wir dann gegen 18:00 Uhr erreicht. Nicht weit vom Loch Lomond entfernt lag vor uns dieses alte Herrenhaus mit einigen jüngeren Anbauten. Der Herbergsvater achtete auf die nach Weiblein und Männlein getrennte Unterbringung in 4- bis 8-Bettzimmern. Alles etwas eng. Dafür waren Gemeinschaftsküche und Aufenthaltsräume ausreichend.

Für die Schottlandunerfahrenen war dann noch der Umgang mit dem Bettzeug einzustudieren. Kopfkissen und Bettdecke sind schon bezogen. Man kann vermuten – noch vom Bettgast vorher. In das Laken, das man jetzt frisch zugeteilt bekommt, ist das Kopfkissen einzufädeln und zum Schlafen steckt man seinen Unterkörper wie bei einem Schlafsack hinein. Der eine oder andere hatte hier seine Anlaufschwierigkeiten, damit klar zu kommen. Die Ergebnisse waren an aufgerissenen Lakensäcken sichtbar.
Eigentlich war am darauf folgenden Montag ein Rudertag auf dem Loch Lomond vorgesehen.


Falkirk wheel
Das Wetter zeigte sich auch etwas freundlicher. Wegen der heftigen Windböen wurde aber darauf verzichtet und wir haben diesen Reservetag für die Besichtigung der einmaligen Rotationsschleuse in Falkirk vorgesehen. Dieses im Jahr 2002 fertig gestellte Falkirk wheel zieht viele Besucher an. Zwar nicht kostenlos, aber die Gelegenheit einer Hoch- und Herunterschleusung an Bord eines Motorschiffes haben wir wahrgenommen.

Die zwei darauf folgenden Tage sollten aber für die rudersportliche Erkundung des wunderschönen Sees genutzt werden.
Von Ben Lomond und umliegenden Bergen glitzerten Schneereste in der Sonne. Die bis 950 m hohen Berge sind offenbar auch dafür verantwortlich, dass wir nach der Mittagpause in Ardlui bei der Rückfahrt vom nördlichen Seeende mit heftigen und stark drehenden Winden zu kämpfen hatten.

Am zweiten Loch Lomond – Rudertag präsentierte sich das Wetter überhaupt nicht schottisch. Wärmende Sonne und fast Windstille bescherte uns einen wunderschönen Trip in Richtung Süd um einige be– und unbewohnte Inseln auf der Höhe vom Ort Balmaha. Auf der Rücktour wurde Rast an einem kiesigen Strand gemacht. Für den Aus- und Einstieg waren die im Handel erhältlichen Gummischuhe sehr von Nutzen und deshalb für „unsere“ schottischen Gewässer sehr zu empfehlen. Von einigen Kameraden wurde die Pause zum diesjährigen Anbaden genutzt.
Nach dem Booteverladen war dann mit Zustimmung des Herbergsvaters auf der Anhöhe hinter der Jugendherberge ein Lagerfeuer vorbereitet.

Mit Wehmut hieß es tags darauf bei wunderschönem Wetter Abschied vom herrlichen Loch Lomond zu nehmen. Ziel der nächsten Etappe war der Caledonian Canal mit den Seen Loch Lochy, Loch Oich und Loch Ness. Der Weg führte durch die Cairngorm Mountains, einem sehr schönen Berggebiet mit Birken bestandenen Mooren und kleinen Seen.
Ein Architekt hatte Anfang des 19. Jahrhunderts die Idee, die Löcher Lochy, Oich und Ness, die wie an einer Perlenschnur aneinander gereiht sind, zu verbinden. Dabei kam südlich der West Highlands von Fort William quasi am Atlantik bis nach Inverness an der Nordsee eine knapp 100 km lange Kanalverbindung heraus, die für die damalige Schifffahrt eine große Erleichterung darstellte. Frachtschiffe sind heutzutage nur noch selten anzutreffen, dafür bevölkern Hobbykapitäne die Gewässer. Die Anzahl der Motor- und mit Hilfsmotor angetriebenen Segelboote hält sich in Grenzen. Der Ruderer ist deshalb unter diesen Voraussetzungen erfreut sich dort fortbewegen zu können.
Vom Schleusenmeister der Doppelschleuse Corpach Lock erhielt unser VL dann die Genehmigung unseren Bootshänger dort oberhalb abstellen zu dürfen. Für eine Nacht wurde das nächste Quartier in einer Jugendherberge in Fort William bezogen. Diese liegt wunderbar in Nähe eines Bergwandergebietes. Den Gipfel des mit über 4000 Fuß (1343 m) höchsten Berges Großbritanniens, des Ben Nevis, konnten wir von unserem Quartier gut ausmachen.

Von den umliegenden Bergen war am darauf folgenden Tage nicht viel zu sehen. Nebel, Regen, Gegenwind und kühle 8°C sorgten nicht gerade für verlockende Bedingungen. Ziel dieser Tagesetappe war nach Kanalfahrt und Überquerung des Loch Lochy als Liegeplatz ein waterplace am Loch Oich. Vor dem Loch Lochy war noch eine Schleuse mit einem Hub von etwa 4 m zu bewältigen. Für den dortigen Schleusenmeister musste eine Rudererflotte was etwas ganz neues gewesen sein, denn er wollte uns dazu bewegen, die Boote zu verlassen und die Schleusung an Leinen zu vollziehen. Nach langen Diskussionen ließ er doch von seinem Plan ab und vollzog mit der ihm am langsamsten zur Verfügung stehenden Füllgeschwindigkeit den erhofften Aufwärtshub. Die Steuerleute hatten nach dem Anlegen dann beste Gelegenheit sich an Land mit Dauerläufen zu erwärmen. Der Blick auf den Loch Lochy war dann wenig optimistisch. Der genau von vorn kommende Wind hatte Schaumkämme aufgebaut. Der See, der sich fast gerade in NE-/SW – Richtung erstreckt, bot keine Deckung von Land. Die Überquerung des Sees wurde daraufhin erst einmal zurückgestellt und sollte nach der Mittagspause, die wir in einer Wirtschaft in Spean Bridge genossen, probiert werden. Der Wind hatte offenbar nachgelassen und die Flotte setzte sich in Bewegung. Doch der Schein trog. Der nach wie vor direkt von vorn kommende Wind frischte wieder auf. Wider Erwarten nahm gerade „Onkel Paul“ sehr viel Wasser über, so dass der 3 km lange Ausflug auf den See beendet werden musste. Die Zweier wurden an den Stegen vertäut oberhalb der Schleuse im Wasser belassen.


JH Altsigh am Loch Ness
Durchfroren erreichten wir mit unseren Bussen das Youth Hostel Altsigh, direkt am Loch Ness gelegen. Das Gros der Mannschaft wurde in einem Nebengebäude untergebracht.
Diese Holzbude hatte seinen besonderen Charme. Die Enge der Räume ist bestimmt unschlagbar und der Schallschutz hatte keinen Grenzwert, denn die Abrollgeräusche des Toilettenpapiers waren deutlich wahrnehmbar. Die schottische Jugendherbergsorganisation vergibt auch Sterne nach einem uns nicht nachvollziehbarem System. Eine Urkunde gab zu erkennen, dass diese Herberge mit zwei Sternen ausgezeichnet wurde. Das konnte eigentlich nur der sehr geräumigen Küche und dem großzügigem, gemütlichem Aufenthaltsraum zu verdanken sein. Die mit Gas gespeisten Kamine spendeten wohlige Wärme. Darüber waren wir erst mal sehr glücklich.

im Hintergrund Ben Nevis
Die Temperaturen der folgenden Nacht mussten sich sehr dem Frostbereich genähert haben, denn der weithin sichtbare Ben Nevis hatte am frühen Morgen seine weiße Zipfelmütze deutlich dichter und tiefer gezogen.

Der Loch Ness zeigte bei Sonnenschein leichte Kräuselwellen, was bei uns die stille Hoffnung zur unbeschadeten Überquerung des Loch Lochy aufkommen ließ. Leider mussten wir bei Erreichen der Einsatzstelle an der Schleuse Gairlochy Lock die traurige Feststellung machen, dass unser Vorhaben wieder mal nicht möglich sei. Kalau hatte sich natürlich ein Ausweichprogramm ausgedacht – eine samstägliche Wanderung entlang des Caledonian Canals nach Fort William zur Ben Nevis Distellery. Der Kanal überquert einige Flüsschen und Bäche, die den nahen River Lochy speisen. Überhaupt war die vor etwa 200 Jahren vollbrachte Ingenieurbaukunst wie Kanalbrücken und Drehbrücken sehr schön zu besichtigen.
Das Besucherzentrum der Whiskybrennerei war geöffnet, eine Führung jedoch nur werktags möglich. Die eine oder andere Whiskyrunde stärkte uns in dem Vorhaben nach Rückkehr mit den Bussen zum Bootsplatz den See doch noch überqueren zu können.


Boote raus vor Loch Lochy
Ein Blick auf den nahen See genügte - es konnte wieder nichts werden. Nach Befragen des Schleusenpersonals soll Loch Lochy auch sehr heimtückisch sein. Da eine positive Wetteränderung nicht in Sicht war, beschlossen wir, die Boote aufzuladen und den avisierten Bootslagerplatz am Loch Oich aufzusuchen.

Das Gelände entpuppte sich aber als Privatgelände. Von einem Verwalter dieser nicht einmal extravaganten Einrichtung wurden wir mit sehr energischen Hinweisen nach Polizeidienstleistungen von der guten Einsatzstelle vertrieben. Nicht weit zurück konnte oberhalb der Schleuse Laggon Lock ein gleichwertiger Bootsplatz ausfindig gemacht werden.

Der folgende Sonntag machte seinem Namen keine Ehre, aber es war trocken und die Temperatur bewegte sich wieder im anfänglichen zweistelligen Bereich. Historic Scotland verleitete uns zwischendurch zu einer Besichtigung einer alten Gewölbebrücke in Invermoriston. Leichter Schiebewind auf dem Loch Oich sorgte für forsches Vorankommen. Nach Passierung der Schleusen Cullochy Lock und Kytra Lock verließen wir damit den Scheitelpunkt der Lochverbindung, es geht wieder abwärts. Und was erwartet uns nach dieser Schleuse?
Richtig - Gegenwind auf dem Caledonian Canal!
Trotz der widrigen Bedingungen konnte aber bald Fort Augustus erreicht werden. Eine fünfstufige Schleuse bildet die Barriere herunter zum Loch Ness.
Der Schleusenmeister, offenbar auch nicht mit Ruderbooten vertraut, verweigerte die Schleusung mit einem glasklaren: “No!“ Auf dem Loch Ness waren aber für uns aus der Ferne schon schäumende Wellen erkennbar. Enttäuscht wurde wieder folgende Übung durchgeführt: Boote abschlagen und verladen und anschließende Überführung zur JH Altsigh.
Sollten wir wirklich ohne Neuwasser auf dem Loch Ness nach Hause fahren? Obwohl am darauf folgenden Tag die vormittägliche Abreise anstand, nahmen sich einige Ruderkameraden vor, den Loch Ness zu befahren. Die zwei Zweier des FRV wurden in Altsigh abgeladen, angeschlagen und zum alternativen Rudern am teilweise steilen Ufer abgelegt.
Peter präsentierte nach dem Abendbrot am Klavier einige Oldies und die Stimmung innerhalb der Korona verbesserte sich zusehends.

Der darauf folgende frühe Morgen empfing uns mit Wolken, Regenschauern, kühlen Graden und etwas Wind. Jedoch ließen es sich ab 05:00 Uhr insgesamt vier Mannschaften nicht nehmen den See des Ungeheuers Nessie mit einer Kurztour zu befahren. Nach etwa sieben Kilometern in Richtung Ft. Augustus erfolgte der Mannschaftstausch. In aller Eile wurden die Boote abgeschlagen und verladen und nach dem Frühstück konnte der Konvoi die Fahrt in Richtung des nächsten Etappenorts aufnehmen.
Unser Kalau als Schottlandfan versuchte schon lange, den einen oder anderen Kameraden mit sanftem Druck an die kulinarischen Eigenheiten heranzuführen. Die dortigen Getränke hatten wir schon ein wenig probiert. Was fehlte uns dazu also noch? Na klar - eine Führung durch die Ben Nevis Distillery mit dem üblichen Probeschluck Whisky! Dies konnten wir nach dem Mittagessen erledigen. Fort William bot auch noch einmal eine gute Gelegenheit das eine oder andere Mitbringsel zu ergattern. Das Angebot an guten Wirtschaften ist in diesem Ort enorm. Es wurde u.a. das schottische Nationalgericht Haggis probiert. Haggis wird aus durchgedrehten Innereien, einem Batzen Rindfleisch, Hafermehl, Zwiebeln und anderen Gewürzen in einem gründlich gereinigten Schafsmagen gekocht zubereitet. Zugegeben, die Beschreibung ist schrecklich, aber in diesem Pub war diese Speise durchaus bekömmlich.
Die anschl. Autofahrt von Fort William führte uns am Fjord (Loch Linnhe) entlang über Connel zum Loch Awe. Die letzten 4 Meilen waren wieder als single-track road zu absolvieren.
Nachdem der Hänger an einem kleinen Hafen neben einer Hotelanlage in Portsonachan abgestellt wurde, erfolgte die Weiterfahrt zur Jugendherberge in Inverarey. Die Herberge ist ein neueres Haus, aber trotzdem sanierungsbedürftig. Glücklicherweise konnte unser kleiner Reisekühlschrank die sehr knapp gehaltene Kühlkapazität ausgleichen. Ohnehin verkürzte die superenge Gemeinschaftsküche die gleichzeitige Aufenthaltsdauer mehrerer hilfsbereiter Ruderkameraden.

Am darauf folgenden Dienstag ging es mit den Bussen zur Einsatzstelle am Loch Awe. Beim Vorbereiten der Boote erschien der Besitzer der Hotelanlage und machte uns mit Bestimmtheit deutlich, dass ihm auch die Einsatzstelle gehört. Mit der Übergabe von zwei Flaschen Berliner Pilsner und der Entrichtung von 36 ₤ wurde uns die Lagerung der Boote für drei Tage erlaubt.


Kilchurn castl
Wenn auch zähneknirschend - die Situation war bereinigt. Gegen Mittag konnte dann endlich die Ruderfahrt in nordöstliche Richt beginnen.
Von weitem grüßte die malerisch auf einer Landzunge gelegene Burgruine Kilchurn Castl.

In der Karte war noch eine Fährverbindung vom nahen Ort vermerkt. Die Passage mit dem Motorschiff muss nicht so attraktiv gewesen sein, denn die Fähre war eingestellt. Dafür war der Steg direkt unterhalb des Castl super in Schuss. Auf der Burgzinne wurden die Flaggen der teilnehmenden Vereine präsentiert. Für das folgende Anlegen im Ort Loch Awe konnten wir vorzüglich den dortigen Pier nutzen. Unser Busfahrer hatte gemäß Absprache nahe dem dortigen Bahnhaltepunkt die Pausenversorgung bereitgestellt.
Die Pausenbrote wurden anschließend im „The Tight Line“ heruntergespült. Bei den aufkommenden starken Regengüssen verspürte der Großteil der Korona wenig Lust, zur geplanten Rückfahrt um 15:00 Uhr in die Boote zu springen. Zwangsläufig ergab sich eine größere Pause, die die Verkostung verschiedener Whisky- und Biersorten zur Folge hatte. Es entwickelte sich eine Superstimmung. Wie es sich geziemt, wurden Proben der deutschen Volkskunst dargeboten. Bei den Rudererliedern als auch den Songs mit dem gewissen Kampfcharakter offenbarte sich große Textsicherheit. Nach der Abfahrt bei Nieselregen konnte noch eine Brückendurchfahrt (wohl die einzige auf dem Loch Awe) zwischen Insel Jetty und Land absolviert werden.


auf dem Loch Awe
Der zweite Rudertag auf dem Loch Awe war für die Erkundung des südlichen Seeabschnittes vorgesehen. Wir hatten aber erst einmal ein paar Regenschauer abzuwarten. Dann vertrieb die Sonne die tief hängenden Wolken und uns präsentierte sich ein herrliches Landschaftspanorama. Sich regende Bedürfnisse zwangen uns nach etwa einer Stunde Fortbewegung das östliche Ufer aufzusuchen. Ein idyllisch gelegener Lagerplatz konnte ausfindig gemacht werden. Diesen Platz fanden offenbar schon etliche vor uns supertoll. Es war leider auch hier die Unsitte festzustellen, dass man den Abfall nicht zu dem etwa 10 m entfernt aufgestellten Eimer schaffen konnte. Wir meinten aber es uns hier gut gehen zu lassen. Per Sprechfunk wurde Rambo mit dem Pausenversorgungsbus heranbeordert. Mit den fast letzten wie heilige Kühe gehüteten Jever wurden die Brotkrumen, Wurst- und Käsewürfel heruntergespült. Der Einsatzwille, ein Lagerfeuer in Gang zu bekommen, war deutlich höher als die Rudertour fortsetzen zu wollen. Aufkommender anlandiger SSW – Wind vertrieb uns von dieser Stelle, begünstigte die Rudermannschaften aber im gezielten Segeln, Gammeln und Klönen.

Die restlichen zwei Ruderkilometer bis zum Hotelhafen sollten die letzten dieser Schottlandtour gewesen sein. Das Champions-League-Endspiel konnten die Fans im nahen Pub verfolgen.

Im Programm war noch ein Rudertag mit einer kurzen Puscheltour vorgesehen. Das wäre ohnehin nicht möglich gewesen, denn Rasmus trieb heftig die Wolken über den Fjord (Loch Fyne) auf Inveraray zu. So war der letzte volle Tag in Schottland für jeden zur freien Verfügung. Inveraray offenbarte sich als ein richtiger Touristenort. Ein Dudelsackspieler in entsprechender Montur zelebrierte in fast gleicher Liedfolge den in etlichen Bussen herangekarrten Touristen seine Künste. Am Ortsrand war das Schloss des Campbell Clans zu besichtigen, was aber wegen des Eintrittsgeldes nicht wahrgenommen wurde. Eine Wanderung zum Aussichtsturm trug zum aktiven Tageserlebnis bei. Von hier oben lohnte sich der Blick auf den Fjord und die an eine Filmkulisse erinnernde Stadt.

Weil eine mehrtägige Rudertour nicht ohne wenigstens eine Auswertung auskommt, wurde diese nach der abendlichen mit reichlich Knoblauch gespickten Suppe vorgenommen.
Durch den VL erfolgte die Ehrung der tatkräftigen Küchenfrauen und natürlich wurde in kurzen Worten die Tourvorbereitung und -durchführung des Fahrtendirektors gewürdigt. Außerdem musste unser Kraftfahrer Rambo noch in die Lobhuldigungen eingebunden werden. Er erhielt als Dank für die Unterstützung ebenfalls eine Wundertüte überreicht.


Abschiedsabend im Pub
Ein Tagesordnungspunkt war noch abzuarbeiten. Die Geburtstagskinder mit der diesjährigen Rundung wollten unbedingt ihre obligatorische Runde im nahen Pub ausgeben.

Am Freitag hieß es dann wieder rechtzeitig aufzubrechen, um die Fähre in Newcastle zu erreichen. Der Baume-Bus fuhr voraus, denn die Rennsteigläufer Beierlein und Ralf mussten zum Flughafen Glasgow chauffiert werden. Der Konvoi vereinigte sich eine Raststätte südlich Glasgows. In Corbridge (20 km vor Newcastle) musste unbedingt nachgetankt werden, weil der Durst des Zugfahrzeuges unterschätzt wurde. Wegen der engen Straßen musste der Hänger auf dem Marktplatz abgehangen werden und wir verursachten damit einen kleinen Stau. Das Fährterminal wurde überpünktlich erreicht. Die „King of Scandinavia“ lag schon bereit und rechtzeitig mit dem Ablegen öffnete sich für uns die Futterluke. Ein letztes Mal war nun die angesagte Gelegenheit, die extra für die Tour angefertigten Ausgeh – T-Shirts zu präsentieren.
Ein starker Wind aus Südwest sorgte bei einigen für eine unruhige Nachtruhe. Die bereitliegenden Spucktüten wurden aber nicht benötigt.

Kühle 11°C, starker Wind und heftige Regenschauer empfingen uns auf dem Festland und sollten uns auch während der Heimfahrt begleiten.
Offenbar hatte die Kupplung des Zugfahrzeuges schon Schaden genommen, denn die Zielgeschwindigkeit wurde bei weitem nicht erreicht. Nach Amsterdam wurde kurz entschlossen das Zugfahrzeug getauscht und der Hängertransport konnte mit forscheren km/h vonstatten gehen.
So konnten wir bereits am späten Nachmittag das Abendbrot in einer Wirtschaft nahe der Autobahnanschlussstelle Theßen einnehmen.
Gegen 20:30 Uhr haben wir das Bootshaus des BRC Ägir erreicht. Eigentlich war das Hängerabladen für den Sonntag vorgesehen, konnte aber durch die zeitige Rückkehr mit der eingeübten Geschwindigkeit zügig erledigt werden.
Die Wirtschaft im Ruderklub hatte ohnehin geschlossen, so dass das Heimweh nach dem eigenen Bett eben größer als eine weitere Übernachtung in einer Gemeinschaftskoje.

Auf den schottischen Gewässern haben wir insgesamt 146 km gerudert. Das liegt weit ab von der Zielstellung: ca. 230 km. Aber das Kilometerschrubben stand nicht auf der Tagesordnung, sondern Land und Leute kennen zu lernen.
Mit dem Einsatz der modernen Digitalkameras wurden etliche Bilder geschossen.
Roman hat freiwillig den Job übernommen, den Filter so anzusetzen, dass daraus eine hübsche chronologische Bildfolge für jeden Fahrtteilnehmer zur Verfügung gestellt werden kann.

Eine ausführliche Nachlese dieser sehr schönen Fahrt haben wir uns ganz fest vorgenommen. Der eine oder andere Whisky wird dann sicherlich probiert.